Schriftlich und am Telefon war Klingbeil bereits seit Mitte April mit dem Verein in Kontakt. Nun folgte ein persönliches Gespräch in Rotenburg mit der Simbav-Vorsitzenden Antje Jäger und der Leitung Ina Helwig. Als Familienforum ist Simbav Anlaufstation für viele Eltern in der Krise und Jäger und Helwig machten deutlich, dass ganz viele Eltern seit Wochen am Rande ihrer Kräfte sind. Und auch nach wie vor sind Kitas und Schulen noch nicht vollständig wieder geöffnet. Eine Verteilung würde den bedürftigen Eltern zudem oft nicht gerecht.
Klingbeil wisse um die großen Herausforderungen: „Bei mir haben sich in den vergangenen Wochen viele Eltern und vor allem Alleinerziehende gemeldet, die an die Grenzen ihrer Belastbarkeit stoßen. Sie müssen derzeit Erzieher*innen, Lehrer*innen, Arbeitnehmer*innen sowie Spielkamerad*innen gleichzeitig sein“, berichtete der SPD-Abgeordnete aus seinen Gesprächen. „Eine unglaublich große Aufgabe“, so der 42-Jährige. Die strikten Maßnahmen wie Kita- und Schulschließungen sowie Kontaktbeschränkungen haben aber immer ein Ziel: die Infektionszahlen niedrig halten, damit das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Das schnelle und umfassende Agieren zu Beginn drücke sich nun in den rückläufigen Infektionszahlen aus.
Unterstützung und Perspektiven für Eltern
Klingbeil betonte aber auch, worauf es jetzt ankomme: „Eltern brauchen Unterstützung und zudem Perspektiven für die kommenden Wochen.“ Diesen Forderungen schlossen sich auch Jäger und Helwig an, die in den vergangenen Wochen mit vielen Eltern gesprochen haben, die wegen der Betreuung ihrer Kinder nicht arbeiten können. Kurz nach dem Gespräch hat das Bundeskabinett beschlossen, den Anspruch auf Lohnfortzahlung für diese Eltern zu verlängern. Die Dauer der Lohnfortzahlung wird von sechs auf bis zu zehn Wochen für jeden Sorgeberechtigten ausgeweitet. Für Alleinerziehende wird der Anspruch ebenfalls auf bis zu 20 Wochen verlängert.
Mit Blick auf weitere Hilfsmaßnahmen der Bundesregierung stellte Klingbeil klar: „Kinder und Familien müssen bei einem Konjunkturpaket im Mittelpunkt stehen. Deswegen werden wir für einen Kinderbonus für jedes Kind kämpfen.“ Seine Partei, die SPD, strebe einen Kinderbonus von 300 Euro pro Kind an, der einmalig auf das Kindergeld aufgeschlagen werden soll.
Neben finanziellen Hilfen standen bei dem Gespräch in Rotenburg aber vor allem auch Schutzmaßnahmen für Erzieherinnen und Erzieher sowie die Notbetreuung im Fokus, die derzeit vor allem Kindern von Eltern in „systemrelevanten“ Berufen vorbehalten ist. Gerade sowieso problembelastete Eltern – Alleinerziehende sowie Familien, die durch die Coronakrise stark belastet sind – bräuchten laut Helwig aber oft mehr Unterstützung. Klingbeil nahm die Vorschläge zur Nachbesserung auf und will diese nun in die Diskussionen in Berlin und Hannover einbringen. Schon zuvor hatte der Bundesabgeordnete mit der Bundesfamilienministerin Franziska Giffey über Vorschläge und Hinweise von Simbav gesprochen und Giffey hat diese dann mit in die Beratungen mit den Kultusministerinnen und -ministern der Länder einfließen lassen. Daraus ist zum Beispiel die Maßnahmeregelung um den Punkt erweitert worden, dass Eltern sich offiziell bei der Kinderbetreuung gegenseitig unterstützen dürfen, ohne gegen Vorgaben zu verstoßen.
Für Klingbeil sei ein Austausch wie dieser enorm wertvoll: „Es ist wichtig, die Stimmen der Eltern zu hören und sie in die Entscheidungen einfließen zu lassen.“