Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen, wurden auch die Werkstätten zunächst geschlossen. Geschäftsführerin Jutta Wendland-Park, Geschäftsführer Thorsten Tillner, der Leiter des Geschäftsfeldes Wohnen, Friedhelm Sager, Rüdiger Wollschlaeger als Leiter für Öffentlichkeitsarbeit, Sascha Jansen als Vorsitzender der Bewohnervertretung und Hans Pähler als Mitarbeitervertreter gaben Klingbeil und Liebetruth einen Einblick, was die Maßnahmen für große Veränderungen in den Leben der Bewohnerinnen und Bewohner bedeuteten. „Das Leben, die Arbeit und die Freizeit: in allen Bereichen gab es große Einschränkungen. Für die Bewohnerinnen und Bewohner fiel damit die bisherige Alltagsstruktur und somit auch ein Stück weit eine Stütze weg“, wissen der Bundes- und die Landtagsabgeordnete, die sich bei ihren Gesprächspartnern für die in den vergangenen Wochen geleistete Arbeit bedankten. Auch das Besuchsverbot sei schwierig gewesen, da den Menschen mit Beeinträchtigungen die soziale Nähe und der Austausch mit Angehörigen und Freunden fehlte. Mittlerweile dürfen bis zu 75 Prozent der bisherigen Werkstattbeschäftigten wieder in den Werkstätten arbeiten und auch der Besuch von einer Person ist seit Anfang Mai wieder erlaubt.
Eine Nachbesserung vom Land forderten die Werkstätten bei der Verordnung zum Tragen des Mund-Nasen-Schutzes: Menschen mit Behinderungen mussten sie während ihrer ganzen Arbeitszeit in den Werkstätten tragen. „Ich habe mich an Ministerpräsident Stephan Weil und Sozialministerin Carola Reimann gewandt, um diese Verordnung zu entfernen. Denn viele Menschen mit Behinderungen haben große Schwierigkeiten, selbst über eine kurze Zeit eine Mund-Nase-Bedeckung zu tragen. Stattdessen sollen konsequent Abstands- und Hygieneregeln für den Infektionsschutz in Werkstätten genutzt werden. Mich freut, dass die seit dem 22.6. geltende Verordnung diese Anregung aufnimmt. Menschen mit Behinderungen müssen in Werkstätten keine Maskenpflicht tragen. Menschen ohne Behinderungen müssen dann eine Mund-Nase-Bedeckung tragen, wenn Abstände nicht eingehalten werden“, so Liebetruth.
Eingliederungshilfe: Übernahme der Kosten
Bei den Kosten für Maßnahmen der Eingliederungshilfe, die in den vergangenen Wochen nicht stattfinden konnten, soll es ebenfalls Anpassungen geben. Derzeit übernimmt der Bund 75 Prozent der Kosten. Um darüber hinaus Entlastungen zu schaffen, zahlt das Land für all diejenigen Beschäftigten, die pandemiebedingt woanders innerhalb der Eingliederungshilfe eingesetzt wurden, weiterhin 100 Prozent, zum Beispiel wenn eine Werkstattmitarbeiterin jetzt in den Wohnbereich der Rotenburger Werke kommt. Gerade zu Beginn der Pandemie seien mit der Beschaffung von Desinfektionsmitteln und Schutzkleidung höhere Kosten angefallen. Zudem gab es deutlich höhere Personalkosten. Für den Fall, dass es zu Problemen bei der Deckung der Kosten kommen sollte, hat die Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth Unterstützung bei den Gesprächen mit dem Niedersächsischen Sozialministerium angeboten.
Pflege und soziale Berufe: Bedingungen verbessern
Daneben kamen auch Themen wie der Pflegebonus und der Fachkräftemangel zur Sprache. Alle waren sich einig, dass die Rahmenbedingungen für die pflegerischen und sozialen Berufe verbessert werden müssen. „Der allgemein gültige Pflegetarifvertrag, der derzeit noch verhandelt wird, muss kommen“, bekräftigte Klingbeil. Liebetruth sowie die Vertreterinnen und Vertreter der Werke stimmte dem Bundestagsabgeordneten zu. „Wir müssen systemrelevante Berufe mehr wertschätzen und stärken“, so die einhellige Meinung bei dem Gespräch in Rotenburg.
Fördermöglichkeiten
Um die Zukunft ging es auch zum Abschluss des Gesprächs. Die Werke möchten leere Flächen auf dem Gelände bebauen lassen und Wohnraum schaffen, wo Menschen mit und ohne Behinderungen gemeinsam leben und arbeiten können. Klingbeil und Liebetruth wollen bei den Förderungsmöglichkeiten unterstützen, einen gemeinsamen Gesprächstermin mit dem Niedersächsischen Bauminister Olaf Lies vermitteln und auch sonst weiterhin ansprechbar bleiben.
